DiGA bei Psychosen

DiGA bei Psychosen

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können die Behandlung von Menschen mit Psychosen umfassend unterstützen und verbessern. DiGAs werden von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen verordnet. Die Anwendung erfolgt in Selbsttherapie oder in Zusammenarbeit mit der/m behandelnden Ärzt:in oder Therapeut:in. DiGAs für Menschen mit Psychosen kommen in verschiedenen Stadien der Erkrankung infrage. Wir stellen einige Ansätze vor, bei denen DiGAs die Erkennung und Versorgung maßgeblich unterstützen können.

Früherkennung von Psychosen

In den meisten Fällen geht einer psychotischen Episode eine Vorläuferphase voraus, die auch als Risiko- oder Prodromalstadium bezeichnet wird. Etwa drei von vier Patienten erleben vor Beginn der Erkrankung Risikosymptome. Diese Phase kann wenige Tage aber auch mehrere Jahre andauern. Die psychotischen Symptome im Prodromalstadium sind in der Regel mild. Typisch sind zum Beispiel: leichte Wahrnehmungs- und Sprachstörungen, Konzentrationsstörungen, verzerrte Realität, das Gefühl, beobachtet zu werden, eine erhöhte Geräuschempfindlichkeit oder das vermehrte Bedürfnis, alleine zu sein. Möglicherweise ist auch die Leistungsfähigkeit eingeschränkt.

Eine DiGA kann hier als Frühwarn- und Hilfesystem über den gesamten Therapiepfad dienen. Eine digitale Diagnostik kann Hinweise für das Vorliegen eines Risikostadiums einer Psychose geben. Anschließend unterstützt die DiGA bei der Suche nach professionellen Hilfsangeboten wie Früherkennungszentren oder Ärzt:innen und stellt Informationen für eine optimale Vorbereitung des Arzt-Patienten-Gesprächs bereit.

Die DiGA kann auch digitale Psychotherapie für Betroffene im Prodromalstadium bereitstellen und Patienten wie Behandler bei der Verlaufsbeobachtung unterstützen. Damit stärkt die DiGA die Selbstwirksamkeit der Patienten.

Wie digitale Gesundheitsanwendungen in den verschiedenen Therapiephasen unterstützen können, erfahren Sie in unserem Beitrag DiGA in den Therapiephasen.

DiGA-Ansätze zur Früherkennung

  • Erkennen von prodromalen Symptomen wie kognitive Beeinträchtigungen der Denk-, Sprach- und Wahrnehmungsprozesse
  • Unterstützung bei der Suche nach Früherkennungszentren
  • Psychotherapie des Prodromalstadiums beispielsweise durch Verhaltenstherapie
  • Unterstützung der Adhärenz mit der Medikation
  • Unterstützung bei dem Monitoring von Frühwarnzeichen und Vorbeugung von Rückfällen
    DiGA Frühwarnsystem

    Mehr darüber, wie DiGA bei psychischen Erkrankungen helfen, lesen Sie in unserem Artikel DiGA bei psychischen Erkrankungen.

      DiGA zum Selbstschutz

      Ein weiteres Anwendungsgebiet ist das Selbstschutzmanagement. Die meisten Menschen in einer Psychose verfügen über ein Reservoir an Selbstheilungsressourcen. Eine DiGA kann Strategien unterstützen, um den Ausbruch einer Psychose zu verzögern oder zu verhindern. Zum Beispiel kann die Anwendung die Person auffordern, eine vertraute Umgebung oder Personen aufzusuchen. Oder sie hilft den Betroffenen, aus einer Negativspirale auszubrechen oder Stress abzubauen. Für Psychose-Patienten ist auch ein gesunder Lebensstil wichtig, etwa eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft. Auch kann die DiGA eine unterstützende Funktion einnehmen.

      DiGA-Ansätze zum Selbstmanagement

      • Hilfestellung bei Selbstschutzstrategien
      • Stressabbau
      • Förderung eines gesunden Lebensstils
      • Achtsamkeitsübungen

        Erkennen von dysfunktionalen Gedankenmustern

        Ein weiterer Ansatzpunkt ist das Durchbrechen dysfunktionaler Denkmuster durch Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Mithilfe der DiGA werden dysfunktionale Gedanken erkannt und verändert. Übungen helfen, aus der negativen Gedankenspirale auszubrechen, positive Assoziationen anzuregen und das Selbstwertgefühl zu steigern.

        DiGA-Ansätze bei dysfunktionalen Gedanken

        • Erkennen destruktiver Denkmuster
        • Realitätscheck von assoziativen Gedanken
        • Umprogrammieren von Gedankenmustern, etwa durch Positivbeispiele

          Welche Vorteile bieten DiGA bei der Behandlung von
          Psychosen?

          DiGA haben in der Behandlung und Begleitung von Mensche mit Psychosen einige Vorteile. Sie bieten psychisch erkrankten Menschen eine niedrigschwellige Unterstützung, die zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar ist. Die Anwendungen können an die individuellen Bedürfnisse und Fortschritte der Patient:innen angepasst werden.

          Entwicklung von DiGA für Psychosen

          Die Entwicklung evidenzbasierter DiGA wird einen wichtigen Beitrag zur Versorgung psychisch erkrankter Menschen leisten. Studien zeigen, dass weit mehr als die Hälfte der Anwender den Einsatz von DiGA als sinnvolle Ergänzung ihrer Therapie empfinden. Insbesondere die zeitlich flexible Nutzung wird gelobt. Das Angebot von DiGA zur Behandlung von Psychosen muss ausgebaut werden.

          Herausforderungen bei der Entwicklung von DiGA bei Psychosen

          Psychosen sind komplex. Sie erfordern eine sorgfältige Abstimmung mit konventionellen Therapiemethoden. Eine DiGA sollte immer in Absprache mit dem Therapeuten oder der Therapeutin eingesetzt werden. Die Wirksamkeit und Sicherheit von DiGA in der Behandlung von Psychosen müssen durch Studien belegt sein; die Anwendung muss evidenzbasiert sein. Es ist wichtig, die Apps benutzerfreundlich zu gestalten. Die Bedürfnisse von Menschen mit psychotischen Symptomen müssen berücksichtigt werden.

          MiNDNET entwickelt evidenzbasierte digitale Gesundheitsanwendungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. DiGA bei Psychosen lassen sich in das bestehende Therapieangebot integrieren und unterstützen Ärzte und Therapeuten bei der Behandlung.

            Gut zu wissen: Psychosen
             
            Psychosen sind psychische Störungen, die vorübergehend das Denken, Fühlen und Handeln einer Person verändern. Charakteristisch sind Symptome wie falsche Überzeugungen bis zu Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Desorganisiertheit im Denken und Sprechen. Die Betroffenen verlieren den Bezug zur Realität, was ihr Alltagsleben erheblich erschwert. Ursachen können genetische Veranlagungen, neurobiologische Faktoren, Traumata oder der Konsum psychoaktiver Substanzen wie Drogen sein.

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