Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) spielen im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle. Auch im Bereich der psychischen Erkrankungen bieten sie wertvolle Unterstützungsmöglichkeiten. Die Apps geben Ärzten, Psychiatern und Psychologen zusätzliche Instrumente in die Hand, um Patienten auf ihrem Weg zur Genesung zu begleiten – über alle Therapiephasen hinweg. Die Patienten haben einen digitalen Helfer in der Tasche, den sie bei Bedarf konsultieren können. Wichtig ist, DiGA ersetzen niemals den persönlichen Kontakt mit einem Arzt oder Therapeuten, sondern sie unterstützen diesen.
Im Folgenden beleuchten wir die Anwendung von DiGA in den Therapiephasen und im Therapieablauf.
DiGA: Diagnostik und Therapiephasen
1. Diagnoseunterstützung und Früherkennung
DiGA können helfen, Frühwarnzeichen psychischer Erkrankungen und psychische Krisen zu erkennen. Anwendungen, die auf der Analyse von Verhaltensdaten basieren, beispielsweise durch Tracking des Schlafverhaltens, der körperlichen Aktivität oder der Stimmung, ermöglichen es, schleichende Veränderungen frühzeitig zu registrieren. Die Daten können den Behandelnden wertvolle Hinweise für eine fundierte Diagnose oder Informationen zur Rückfallprophylaxe liefern.
Die Apps können aber auch als Frühwarnsystem für Betroffene selbst dienen, um bei sich abzeichnenden Verhaltensänderungen und Warnzeichen frühzeitig therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
2. Therapieunterstützung
DiGA sind wertvolle Therapieerweiterungen. Ob in Kombination mit Psychotherapie, Verhaltenstherapie oder Pharmakotherapie, sie bieten den Patienten eine strukturierte und kontinuierliche Begleitung im Alltag, die traditionelle Behandlungsmodelle ergänzt. Verhaltensinterventionen können auch zwischen den Therapiesitzungen durchgeführt und Fortschritte dokumentiert werden. So lassen sich die Apps als eine Art „digitales Tagebuch“ nutzen, in dem Patienten regelmäßig ihr emotionales Befinden dokumentieren können. Diese Art der kontinuierlichen Selbstbeobachtung fördert das Verständnis für das eigene Krankheitsbild und ermöglicht es dem behandelnden Fachpersonal, gezielt auf individuelle Muster einzugehen. Dies kann die Therapietreue und die Selbstwirksamkeit der Patienten steigern.
3. Wartezeitüberbrückung
In Zeiten des Ärzte- und Therapeutenmangels werden DiGA vermehrt zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Reha- oder Psychotherapieplatz eingesetzt. Die Betroffenen erhalten erste Unterstützung sofort. Sie können hilfreiches und entlastendes Wissen über ihre Erkrankung durch psychoedukative Inhalte erhalten oder erlernen therapeutische Techniken erlernen, die sie in der Akutphase unterstützen und Symptome lindern können. Die App dient dabei als „digitaler Coach“, der die Patienten durch schwierige Phasen begleitet und unterstützt.
4. Nachsorge
Eine der größten Herausforderungen bei psychischen Erkrankungen ist die Rückfallprophylaxe nach erfolgreicher Therapie. DiGA schaffen hier eine Brücke zwischen der aktiven Behandlung und der eigenständigen Bewältigung des Alltags. Wie ein „digitaler Schutzschild“ begleiten die Apps die Patienten weiter und helfen, Warnsignale für einen möglichen Rückfall frühzeitig zu erkennen.
DiGA bieten regelmäßige Check-ins, bei denen die Patienten ihr Befinden dokumentieren sollen. Diese kontinuierliche Beobachtung der Stimmungslage ermöglicht es, frühzeitig therapeutische Maßnahmen zu ergreifen, wenn sich negative Muster abzeichnen. Dadurch wird das Risiko eines Rückfalls reduziert.
DiGA als Brücke zwischen Therapie und Alltag
Über alle Phasen der Therapie lassen sich DiGA sinnvoll in der Behandlung von psychisch erkrankten Menschen einsetzen, sei es als „digitales Frühwarnsystem“, „digitaler Coach“ oder „digitales Therapietagebuch“. Da psychische Erkrankungen komplex und individuell sehr unterschiedlich sind, müssen sich digitale Anwendungen an die Bedürfnisse ihre Nutzer individuell anpassen können. Die größte Stärke von DiGA liegt in ihrer Flexibilität und ständigen Verfügbarkeit, denn sie sind immer auf dem Handy oder PC erreichbar.